Was ist gesunde Ernährung?

09.02.2021

Ei hat zu viel Cholesterin, fünf Mal täglich Obst oder Gemüse essen, böse Kohlenhydrate, oder doch die Fette meiden? Diät- und Ernährungsempfehlungen begleiten uns wohin wir auch schauen, zum Teil sehr widersprüchlich. Aber was stimmt denn nun?

Diäten und Empfehlungen zur gesunden Ernährung sind ein wahrer Dauerbrenner. Ich kann mich noch gut an meine Oma erinnern, die immer wenn sie bei uns zu Besuch war, ihr eigenes Plastikschüsselchen mit Essen dabei hatte, weil sie gerade wieder eine neue Diät ausprobierte. Man hat den Eindruck, dass die Frauen dieser Welt seit Jahrzehnten, ja vielleicht sogar noch länger, mit ständig neuen Empfehlungen gepeinigt werden, wie man sich zu ernähren hat. Alle paar Jahre gibt es einen neuen Trend. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es Essen im Überfluss gibt und dennoch besteht so viel Unsicherheit darüber, wie man es richtig macht.

Wenn man sich die unterschiedlichen Ernährungsformen ansieht, die gerade in Mode sind, so kommt man zu dem Schluss, dass alle irgendwie für sich plausibel klingen, obwohl sie sich teilweise vielleicht sogar gänzlich in ihrer Philosophie widersprechen. Daher habe ich mir gedacht, es ist einmal an der Zeit diesem Thema genauer nachzugehen.

Bei meinen Recherchen bin ich schnell zu dem Schluss gekommen, dass es zu so einem großen Thema ausgesprochen wenig qualitativ hochwertige Studien gibt. Aber woran liegt das, wenn wir uns doch so sehr dafür interessieren was wir essen sollten?

Nun, zu allererst benötigt man eine große Anzahl an Testpersonen - dieses Problem kennen wir ja schon von vielen anderen Studien. Aber beim Thema Ernährung kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. Damit man eine Auswirkung einer bestimmten Ernährungsform messen kann, muss man diese in der Regel relativ lange betreiben. Das heißt, man benötigt eine große Anzahl an Probanden, die bereit ist sich über einen langen Zeitraum hinweg strikt an eine Ernährungsvorgabe zu halten, was die Sache schon schwieriger macht. Und es bleibt die Frage offen, wie man es anschließend kontrolliert. Ernährungsstudien können außerdem kaum randomisiert werden. Die nächste Frage lautet, welchen Parameter man misst. Ist beispielsweise ein Blutwert eine angemessene Möglichkeit der Beurteilung der gesundheitlichen Folgen? Hinzu kommt noch, dass es zudem unzählige zusätzliche Ernährungs- und Lebensstilfaktoren gibt, die das Ergebnis verfälschen. Ernährungsstudien haben also durchaus ihre Tücken.

Eine sehr groß angelegte Studie ist die Womens Health Initiative-Studie (WHI), in welcher knapp 49.000 Frauen acht Jahre lang teilnahmen. Die eine Hälfte der Probandinnen ernährte sich gesund, fettarm, ballaststoffreich - also den gängigen Ernährungsempfehlungen entsprechend - die andere Hälfte änderte ihren Ernährungsstil nicht. Und das Resultat war ausgesprochen ernüchternd, da sich die beiden Gruppen in den untersuchten Endpunkten kaum unterschieden.

Selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) äußerte sich 2019 wie folgt "Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass im Ernährungsbereich für Lebensmittelempfehlungen andere Wege beschritten werden müssen als auf die Studien zu hoffen, die in der Praxis nicht durchführbar sind."  (Quelle: https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/kommentar-zu-nutrirecs/)

Fazit - meine persönliche Schlussfolgerung

Das heißt also im Klartext, wenn wir keine brauchbaren Studien haben, berufen wir uns auf...ja worauf denn nun? Böse gedacht, vielleicht auf die Meinung derjenigen, die einen Gewinn aus gewissen Empfehlungen ziehen.

Fakt ist jedenfalls, dass es wenig brauchbare Evidenz in diesem Bereich gibt und meine persönliche Meinung ist, dass es vielleicht überbewertet wird. Möglicherweise sollten wir im wahrsten Sinne des Wortes einfach auf unseren Bauch hören. Tatsächlich könnte "von allem etwas" und keine Extreme gut genug sein. Es wäre doch möglich, dass in Anbetracht dessen, dass die Menschheit bereits ziemlich lange existiert, die Natur uns alles gibt, was wir brauchen und wir gut daran täten uns darauf zu besinnen. Das bedeutet Abstand nehmen von hoch verarbeiteten Lebensmitteln, so naturbelassen wie möglich, frisch, regional und saisonal konsumieren - und das übrigens nicht nur unserer eigenen Gesundheit zuliebe.